Echo auf eine künstlerische Revolte (Ozvěna umělecké revolty, 2014))
Pásmo – rekonstrukce opery „Der Sieg über die Sonne“. Připravila Gisela Nauck. Redakce Carolin Naujocks.
Účinkují Marina Behnke, Markus Hoffmann, Andreas Sparberg.
Připravila stanice Deutschlandradio Kultur v roce 2014. Premiéra 28. 1. 2014 (Deutschlandradio Kultur, 00:05 h.; 53 min.) v cyklu „Neue Musik“.
Pozn.: 1913 war die futuristische Oper „Der Sieg über die Sonne“ künstlerische Revolte und Skandal. Was bedeutet sie 100 Jahre später? Die Opernkompagnie Novoflot rekonstruiert „Der Sieg über die Sonne“.
1913 feierte in St Petersburg eine Oper ihre Uraufführung, die mit einem Schlag eine ganze Gattung außer Funktion setzte. Mehrere Protagonisten der russischen Futurismusbewegung (unter ihnen der Künstler Kasimir Malewitsch) verknüpften in ihrem Werk mit dem Titel „Der Sieg über die Sonne“ scheinbar unvereinbare Elemente aus Malerei, Sprache, Komposition und Inszenierung zu einem künstlerischen Ereignis, das in jeder Hinsicht aufräumte mit aller Logik traditionellen musiktheatralen Erzählens. Die Aufführung ging als Skandal in die Geschichte ein und erschütterte die Herzen und Hirne einer ganzen städtischen Gesellschaft. Genau 100 Jahre später, zu Beginn eines Jahrhunderts, in dem von der Energie futuristischen Denkens und Erfindens kaum eine Spur zurückgeblieben scheint, nehmen NOVOFLOT und vier Komponisten das überlieferte Material der „Sonnen“-Oper zum Ausgangspunkt für einen Systemneustart. Auf den Bühnen von vier Kulturinstitutionen der Stadt (Akademie der Künste am Hanseatenweg, Hamburger Bahnhof, Radialsystem V und Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz) zeigen sie eine Woche lang fünf verschiedene Inszenierungen, darunter Trainingslager, Hirnbesichtigungen, Sternwarten und Parlamente der Zukunft. Der Zuschauer hat die freie Wahl, er kann eine Inszenierung sehen oder alle, drei in 24 Stunden oder vier an fünf Tagen, zwei mehrmals oder eine nur zur Hälfte. Die Oper „Der Sieg über die Sonne“ war und ist kein zusammenhängendes Werk. Sondern künstlerischer Ausdruck einer unbeherrschbaren Vielheit von Erwartungen, Notwendigkeiten und Aufbrüchen. Eine mehrteilige, aus alten und gegenwärtigen Klängen, Sprachen und Bildern geformte Ansage in angemessener Lautstärke.
Im Oktober 2013 wurde in Koproduktion mit dem Hamburger Bahnhof, der Akademie der Künste, dem Radialsystem und der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz die futuristische Oper Der Sieg über die Sonne uraufgeführt.
Sieg über die Sonne (NOVOFLOT)
Kompositionen (Uraufführungen) von Moritz Gagern, Aleksandra Gryka, Klaus Lang, Martin Schüttler
(unter Verwendung des Originallibrettos „Sieg über die Sonne“ von 1913 in der Übersetzung von Gisela Erbslöh)
Originalkompositionen (1913) Michail Matjuschin
Posaunenimprovisationen Nils Wogram
NOVOFLOT
Regie: Sven Holm
Musikalische Leitung: Vicente Larrañaga
Räume: Elisa Limberg
Kostüme: Anke Gänz & Elisa Limberg
Video: Karo Serafin & Lisa Böffgen
Videodokumentation: Philip Kießling
Licht: Jörg Bittner
Ton: Georg Morawietz
Grafik: Emanuel Tschumi
Dramaturgie: Malte Ubenauf
Dramaturgische Mitarbeit: Fadrina Arpagaus
Produktionsleitung: Dörte Wolter
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Achim Klapp
Musik Aufnahmen: Akademie der Künste, Studio Elektroakustische
Mit: Patrik Baboumian, Tara Bacia, Maxime Barbasetti, Henriette Bothe, Jiwon Choi, Raphael Clamer, Mihhail Gerts, Lilly Janz, Renate Jett Merja Mäkelä, Simon Robinson, Liz Schmidt, Johanna Skirecki, Renate Sörensen, Ernst Surberg, Melih Tepretmez, Katharina Thomas, Yuka Yanagihara
DIE TEILNEHMER DES ERSTEN PANRUSSISCHEN KONGRESSES DER SÄNGER DER ZUKUNFT: Ronald Bird, Henriette Bothe, Christine Dietrich, Elke-Luise Ebertz-Kruse, Ulrike Fruhtrunk-Dehn, Brigitte Göres, Heidrun Haase, Sigrid Haase, Sigrid Herzog, Helmut Heydenreich, Antonia Korn, Martin Michaelis-Seidler, Liz Schmidt, Johanna Skirecki, Renate Sörensen, Helmi Südmersen, Karin Tzschätzsch, Jutta Wehnelt, Dieter Wieck, Monika Zimmering
Mihhail Gerts – Soloklavier
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NOVOFLOT ist eine freie Opernkompanie in Berlin. Sie wurde 2002 von dem Regisseur Sven Holm, dem Dirigenten Vicente Larrañaga und dem Performancekünstler und Dramaturgen Sebastian Bark gegründet. Zunächst hat das Team mit den Inszenierungen von Ernst Kreneks Glockenturm und Tommaso Traettas Antigone in den Sophiensælen auf sich aufmerksam gemacht. Für die Opernsaga Kommander Kobayashi entwickelte NOVOFLOT ein neues Format, mit dem neue Produktionswege und Konzepte für die zeitgenössische Oper gesucht und getestet wurden: In einer Serie von Auftragswerken verschiedener internationaler Komponisten entfaltet sich die Odyssee des Kommander Kobayashi durch unbekannte wie nahe liegende Welten – zugleich eine Reise in das hybride Universum zeitgenössischer Oper. Insgesamt wurden für Kommander Kobayashi 10 Opern komponiert und in drei Staffeln zwischen Januar 2005 und September 2007 uraufgeführt. Komponisten der Saga waren u.a.: Helmut Oehring, Sergej Newski, Moritz Eggert, Aleksandra Gryka und Klaus Lang.
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Presse
Berliner Morgenpost
Der dunkle, halb symbolistische, halb esoterische Plot, der hier erzählt wird, ist für die Gruppe Novoflot um den Regisseur Sven Holm ein gefundenes Fressen … Nun also ein über insgesamt fünf verschiedenartige Abende und Spielorte sich erstreckendes Spektakel … Es soll niemand behaupten, er hätte sich gelangweilt und kein lebendiges, fantasievolles und zukunftsfähiges Musiktheater gesehen.
Der Tagesspiegel
Novoflot will keine theatergeschichtlich fundierte Rekonstruktion von „Sieg über die Sonne“ leisten, wie sie einst bei den Berliner Festwochen ausgestellt wurde. Die sanft-unorthodoxe Herangehensweise der Kompanie sieht zudem kein Bespucken des Publikums wie anno 1913 vor. Dafür muss man willens sein, quer durch Berlin, bis ins 35. Jahrhundert hinein zu reisen. Die Schwerkraft auszuhebeln, um dann mit Elementen des Musiktheaters jonglieren zu können, ohne dass gleich alles erdschwer zu Boden fällt, ist eine Spezialität von Novoflot.
Deutschlandfunk
Die Uraufführung liegt 100 Jahre zurück und doch mutet die Oper „Der Sieg über die Sonne“ nicht veraltet an – im Gegenteil: Eine erneute Aufführung ist eine Herausforderung für Macher und Publikum
Deutschlandradio Kultur
Der Mensch als Musikmaschine – Das Opernexperiment „Sieg über die Sonne“ von Novoflot in Berlin
rbb kulturradio
Sven Holm ist der kreative Kopf der Berliner Opernkompagnie Novoflot. Ihre neuste Produktion „Sieg über die Sonne“ ist ab Samstag bis 20. Oktober an mehreren Berliner Veranstaltungsorten zu erleben. Tomas Fitzel traf Sven Holm
rbb radioeins
Die einzige Aufführung der Oper in St. Petersburg wurde zu einem der größten Theater-Skandale. – 100 Jahre später hat die Opernkompanie Novoflot das überlieferte Libretto neu interpretiert. Fünf Musiktheater-Inszenierungen, die einerseits für sich stehen aber auch als Gesamtkomposition zu betrachten sind.
Sugarhigh
Gleich vier verschiedene Berliner Institutionen finden zusammen, darunter der Hamburger Bahnhof und das Radialsystem V, um das legendäre Bühnenwerk neu aufleben zu lassen: mit Neukompositionen, Posaunenimprovisationen, einem Blechbläserensemble, einem Kinderchor und Musik unter anderem von Ludwig van Beethoven. Die fünf voneinander unabhängigen Inszenierungen der freien Opernkompanie Novoflot sind in der symbolischen Klangsprache „Zaum” abgefasst, erzählen von Trainingslagern, Hirnbesichtigungen, Sternwarten, Zukunftsparlamenten und einer Sonnenbeerdigung. Egal, ob man sich alle Inszenierungen oder nur eine Auswahl ansieht, die Lautstärke wird den Veranstaltern zufolge in jedem Fall angemessen sein.
SWR
Die Uraufführung liegt 100 Jahre zurück und doch mutet die Oper „Der Sieg über die Sonne“ nicht veraltet an – im Gegenteil: Eine erneute Aufführung ist eine Herausforderung für Macher und Publikum.
taz
Mit der Oper im traditionellen Sinn hatte das nichts zu tun, was da 1913 in Sankt Petersburg mit „Sieg über die Sonne“ auf die Bühne gebracht wurde … Jetzt, hundert Jahre später, hat sich die Berliner Opernkompanie Novoflot an „Sieg über die Sonne“ gewagt, gleich in voller Breitseite mit verschiedenen Rekonstruktionen der erhaltenen Fragmente der Oper. Ergibt also verschiedene Inszenierungen an mehreren Orten, Radialsystem, Volksbühne und so, die man nun eine Woche lang ganz traditionell sammeln gehen kann.
tip
Die Operncompagnie Novoflot wagt sich an ein ausschweifendes Projekt: An gleich fünf Spielstätten – im Radialsystem, in der Volksbühne, im Glaspavillon, im Hamburger Bahnhof und in der Akademie der Künste – zeigt sie die futuristische Oper „Der Sieg über die Sonne“. Zum Teil parallel, zum Teil überlappend.
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Sieg über die Sonne (Pobeda nad solncem; Победа над Солнцем)
ist der Titel der ersten futuristischen Oper, deren einzige Aufführungen am 3. und am 5. Dezember 1913 im Lunapark-Theater in Sankt Petersburg stattfanden und zu einem der größten Skandale der Theatergeschichte führten.
Die Oper ist das Ergebnis einer interdisziplinären Kollektivarbeit der russischen Künstler Alexej Krutschonych (Libretto), Welimir Chlebnikow (Prolog), Michail Matjuschin (Musik) und Kasimir Malewitsch (Lichtregie, Kostüme und Bühnenbild), die nach dem ersten panrussischen Kongress der Futuristen (der „Sänger der Zukunft“) in Uusikirkko, dem heutigen russischen Poljany, im Juli 1913 begann. Ziel der Zusammenkunft war es, ein futuristisches Theater als Angriff auf „das Bollwerk des künstlerischen Elends“, das russische Theater zu schreiben.[1] [2] Die Aufführungen wurden von der Künstlergruppe Sojus Molodeschi (Union der Jugend) organisiert. Die Miete für das Theater soll einen Großteil der Mittel für die Produktion in Anspruch genommen haben.
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Aufbau
Sieg über die Sonne gliedert sich in einen Prolog, zwei Aufzüge und sechs Bilder. Vier Bilder sind für den ersten Aufzug vorgesehen, zwei Bilder für den zweiten.
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Rekonstruktionen und Wirkungen
Von der Oper selbst sind nur Bruchstücke erhalten. Bisher gibt es wenige nennenswerte Rekonstruktionen des Stücks. Eine stammt vom Los Angeles County Museum of Art in Zusammenarbeit mit dem California Institute of the Arts unter der Regie von Robert Benedetti (Victory over the Sun) und wurde bei den Berliner Festspielen 1983 aufgeführt. In dieser Fassung wird der Aspekt des Sprechtheaters stärker berücksichtigt. 1984 erarbeitete die Theaterunie Amsterdam (Regie: Chaim Levano, Musikalische Leitung: Huub Kerstens) die Produktion „Overwinning op de Zon“, die die Konzeption des biomechanischen Maschinentheaters betonte und in einer Fassung in deutscher Sprache auch an der Experimentierbühne der Bayerischen Staatsoper in München, Theater im Marstall aufgeführt wurde. Eine dritte Version aus dem Jahr 1993 versteht sich eher als Entwicklung des Materials und stammt vom österreichischen K&K Musiktheater unter der Leitung von Dieter Kaufmann, Musik: Sergei Dreznin, Bühnenbild und Film: Klaus Karlbauer. Der Komponist und Pianist Sergei Dreznin ist in Wsewolod Meyerholds Biomechanik geschult, die bereits für die Treppenszene von Panzerkreuzer Potemkin angewendet wurde. Diese Fassung berücksichtigt stärker den opernhaften Charakter des Originals. Eine weitere Fassung unter der Leitung von Julia Hollander, Musik: Jeremy Arden, wurde 1999 in London aufgeführt. Darüber hinaus hat die Oper zahlreiche Künstler in ihrem Schaffen beeinflusst, so El Lissitzky, der Sieg über die Sonne 1923 mit einem Mappenwerk thematisierte.
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