Ferenc (2006)
Autorská četba povídky Ferenc.
Další údaje neznámy.
Natočeno v německém rozhlase v roce 2006 (62 min.)
Pozn.:
Milena Oda se narodila v roce 1975 ve Staré Pace, žije v Berlíně. Působí jako překladatelka a tlumočnice, píše německy prózu a divadelní hry. Studovala v Olomouci, v Düsseldorfu a v Salcburku. Za hru Pěkné vyhlídky byla nominována na Cenu Nadace Alfréda Radoka, text vyšel v nakladatelství Větrné mlýny. Získala Cenu poroty v rámci soutěže Open mike. Několikrát byla nominována na Cenu za literaturu města Düsseldorf. Z jejích povídek byly publikovány An einem Ort vorbei (Kolem jednoho místa) a Schritt und Tritt (Kroky).
Ukázka :
Milena Oda – Ferenc
Liebeserklärung an die Schuhe
Ich lebe in einer einsamen, und doch sehr geselligen Welt, in der ich mit einer empfindsamen und stillen Gesellschaft, mit der Gesellschaft der Schuhe ein Schusterleben zwischen Narrheit und Wahrheit führe. Ich bin für immer eine Figur, eine Schusterfigur namens Ferenc. Ich bin mit meiner Schusterei zufrieden, es ist mehr als eine Schusterei: es ist meine Leidenschaft, mein Fieber, mein geliebtes Delirium…
Ich wuchs in einer Schusterfamilie auf.
Vom Mutterleib an lag Wohl und Wehe des ahnungslosen Kindes (also meins) in den Händen meiner Eltern. Da meine Eltern, meine Großeltern und meine Urgroßeltern den Beruf des Schuhmachers ausübten (auf ewig gehört ihr Herz diesem Beruf), ist dadurch mein Schicksal (durch den Samen meines Vaters) besiegelt: ich bin die Saat für die spätere Ernte. So wie erwartet wurde (und ich sollte die großen Erwartungen nicht enttäuschen), schlug auch ich nach der Art der Schusterfamilie und schon als kleine Krabbe nahm ich mit verfeinertem Sinn die kleinen und großen Unterschiede von all den herumliegenden Schuhen wahr: Die zwischen Sandaletten mit Riemchen und Pantoffeletten, zwischen Turnschuhen und Fußballschuhen oder Gummistiefeln und Cowboystiefeln usw. Ich vergnügte mich mit den winterlichen mit Plüsch oder Baumwolle, die waren angenehm weich für meine Kindervorstellungen und ich lutschte die federleichten Pfennigabsätze der Seidenpantoffeletten ahnungslos wie Bombons. Liebevoll dienten mir auf meiner Kinderzunge die verschiedenartigen Absätze als ein Schnuller, die alten Gummischuhe kaute ich wie Geleebombons, und die Schnürsenkel, Maßbänder und Innensohlen waren meine Spielsachen für den Mund und die Hand. Zum Spielen und Lutschen – statt eines Schaukelpferds oder Autos gab es nur die alten und abgenutzten Schuhe. Der modrige Gestank und der wunderbare Geschmack alter übelriechender Schuhe, die ich in meinem Kindermund wie Kaugummi kaute, ruft naturgemäß heute noch die Erinnerung meines Riech- und Geschmacksorgans wach. Auch das erste in meinem Gehirn gespeicherte Wort war »Schuh«. Die Wortwahl in meiner weiteren sprachlichen Entwicklung entsprach fachgemäß dem Wortschatz meiner Umgebung. Dadurch erkannte diese Umgebung meinen (Spür)Sinn für das Wichtigste – in ihren Augen – für Schuhe. Alle einigten sich zufrieden darauf, dass ich ein guter Schuster und Mehl aus ihrer Mühle werden würde und feierten hoffnungsvoll die fröhliche Auferstehung und das traditionsreiche Bestehen ihrer Schusterei und Schuhwerkstatt durch mich. (…)
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Diky, moc, zajimavy text, obejeveni zajimave autorky a skvela stranka!!