Festianus, Märtyrer (Festianus mučedník, 1958)

Günter Eich. Původní rozhlasová hra. Hudba Bernd Alois Zimmermann. Režie Gustav Burmester.

Osoby a obsazení: Octavia (Elisabeth Flickenschildt), Festianus (Joachim Teege), Laurentius (Richard Münch), Belial (Hanns Ernst Jäger), Petrus (Hermann Schomberg),  Salpicius (Joseph Offenbach), pomocný čert (Werner Schumacher), Faustinus (Adalbert Kriwat), Faustina (Eva Fiebig). Dále účinkují Manfred Küster, Winfried Steinhoff, Til Erwig, Walter Esser, Wilfried Baasner, Peter Wienecke, Jörn Tiedemann, Jürgen Brunke, Eckard Seiler, Erwin Laurenz, Heinz Roggenkamp, Karl Schultz, Fritz Giese, Kurt Butenop, Adolph Hansen, Alf Michael Prasch, Max Zawislak, Herbert Asmis.

Nastudoval Bayerischer Rundfunk/ Norddeutscher Rundfunk (BR/NDR) v roce 1958. Premiéra 16. 10. 1958 (NDR/BR, 61 min. – mono). Repríza 1. 1. 2007 (hr2, 21:30 h.). K poslechu zde.

Pozn.:  Im Paradies eingetroffen, legitimiert sich Festianus bei Laurentius als Hausgenosse des Aristobulus. Zudem behauptet der Ankömmling, er sei von Paulus im Brief an die Römer erwähnt worden.

Obsah: Neun Szenen, die teils im Paradies, teils in der Hölle spielen. Der kleine, von Löwen gefressene Märtyrer Festianus ist unter den Seligen eingetroffen und erkundigt sich schüchtern nach Vater und Mutter und nach vielen anderen, die er hier vermißt. Festianus wird in die Hölle geschickt, die einem irdischen Konzentrationslager ähnelt. Er versucht vergeblich, leidende Freunde zu trösten und vergeht vor Schmerz beim Anblick der Qualen. Festianus ist entschlossen zu bleiben, da die Leidenden ihn brauchen.

Lit.: anonym: Festianus, Märtyrer. In web Wikipedia, b. d. (encyklopedické heslo). – Cit.: Festianus, Märtyrer ist ein Hörspiel von Günter Eich, das am 16. Oktober 1958 vom NDR und BR unter der Regie von Gustav Burmester gesendet wurde.

Titel

Im Paradies eingetroffen, legitimiert sich Festianus bei Laurentius als Hausgenosse des Aristobulus. Zudem behauptet der Ankömmling, er sei von Paulus im Brief an die Römer erwähnt worden.

Inhalt

Die Hölle in der Mitte des 20. Jahrhunderts: Der Märtyrer Festianus, im Circus Maximus dazumal von Löwen zerfleischt worden, vermisst im Paradies die Eltern und auch noch einen Kumpan, den römischen Schankwirt Salpicius. Er sucht die drei in der benachbarten Hölle. Der Weg dorthin führt durch ein Dornendickicht bis auf eine breite Straße und dann immer abwärts. Am Höllentor wird Festianus an seinem Heiligenschein vom Teufel Belial als Nichtverdammter erkannt. Während eines Rundgangs macht der Teufel den Besucher aus dem Paradies mit den Neuerungen seit Dante bekannt. Es gibt in der Hölle inzwischen eine wissenschaftliche Abteilung, die „lochkartenmäßig durchorganisiert“ ist. Der Leiter der „Personal- und Meldeabteilung“, ein Studienfreund des „Kommandanten“ der Hölle, hat Theologie studiert. Der Höllenfürst Belial belehrt Festianus, die Neuerungen basierten unter anderen auch auf Unterlagen „aus Konzentrations- und Arbeitslagern“. Auf dem Rundgang trifft Festianus in einer Werkhalle auf seinen Kumpan Salpicius. Der Märtyrer wird enttäuscht. Im Gespräch ergibt sich, Salpicius ist als Hehler, Kuppler und Weinpanscher in die Hölle gekommen. Festianus hat seine Eltern mittlerweile in der Hölle gefunden.

Im Himmel sorgt sich derweil Torhüter Petrus um Festianus und schickt Laurentius „aus dem Licht des Glücks“ hinab „in die Finsternis“. Der Abgesandte soll den Absteiger heraufholen. Festianus schickt Laurentius zu Petrus zurück und lässt ausrichten, er bleibe unten bei Salpicius, den Eltern sowie den übrigen Armen und Kranken.

Belial, den Höllenlärm überschreiend, nimmt den Märtyrer auf: „Laß alle Hoffnung fahren!“  Festianus, der vom Teufel den Höllenzwang erfährt, ist – mit Mühe zwar – noch eines optimistischen Statements fähig: Sie [die Hoffnung] fahre; sei „ein Boot, das uns alle aufnimmt“; alle, den Teufel sogar.
Zitat

Laurentius zu Petrus: „Unsere Sünden sind Maulwürfe.“

Produktionen

    16. Oktober 1958, NDR und BR. Regie: Gustav Burmester, Musik: Bernd Alois Zimmermann. Joachim Teege sprach den Festianus, Adalbert Kriwat und Eva Fiebig dessen Eltern, Richard Münch den Laurentius, Hermann Schomberg den Petrus, Hans Ernst Jäger den Belial und Joseph Offenbach den Salpicius.

Rezeption

    Wagner nennt etliche Besprechungen aus der Tagespresse, darunter „Sanfter Aufstand gegen die Selbstzufriedenheit“ („Düsseldorfer Nachrichten“ vom 20. Oktober 1958), „Ein theologischer Günter Eich“ (Paul Hubrich in den „Ruhr Nachrichten“ vom 22. Oktober 1958), „Man muß nachfragen“ (Vilma Sturm in der FAZ vom 23. Oktober 1958), „Ein Heiliger in der Hölle“ („Die Zeit“ vom 24. Oktober 1958), „Der gute Mensch, der nur mit Bösen umging“ („Christ und Welt“ vom 18. Dezember 1958), „Günter Eich und James Joyce“ („Stuttgarter Zeitung“ vom 6. März 1959) sowie „Antike und moderne Odyseen“ (Hans Georg Bonte in „Christ und Welt“ vom 9. April 1959).
    Schwitzke gibt den Inhalt an und kehrt einen Günter Eich hervor, der am theologischen Fundament rütteln möchte: „… die alte Heil­shierarchie muß zerschlagen werden“ und die Erwählten hätten mit ihrer Erhebung aus der Menge die Armen beraubt.

Neuere Äußerungen

    Oppermann weist auf eine Ironie hin; gemeint ist das Bibelwort von den zwei Wegen], das vom Verfasser ein klein wenig verbogen werde. Bei Günter Eich verbindet eine breite Straße Himmel und Hölle.
    Der Neuankömmling Festianus finde im Paradiese „selbstzufriedene Erlöste“ vor. In dieser „Schöpfungskritik“ stelle Günter Eich die Gerechtigkeit Gottes als Willkür hin.
    In Barners Literaturgeschichte wird auf die finale Hoffnung des Festianus in der Hölle eingegangen. Auch nach seinem Tode suche der Märtyrer die Nähe der Beladenen und Gequälten.
    Norbert Wieners Buch „Mensch und Menschmaschine“ werde in dem Stück kritisiert. Martin gibt für die am Schluss das Textes ausgesprochene Hoffnung sowohl eine optimistische als auch eine pessimistische Auslegung an.

Literatur

Ausgaben

Günter Eich: Fünfzehn Hörspiele. (Geh nicht nach El Kuwehd! Träume. Sabeth. Die Andere und ich. Blick auf Venedig. Der Tiger Jussuf. Meine sieben jungen Freunde. Die Mädchen aus Viterbo. Das Jahr Lazertis. Zinngeschrei. Die Stunde des Huflattichs. Die Brandung vor Setúbal. Allah hat hundert Namen. Festianus, Märtyrer. Man bittet zu läuten) Suhrkamp, Frankfurt am Main 1966 (Reihe: Die Bücher der Neunzehn, Bd. 136), 598 Seiten

Verwendete Ausgabe

    Günter Eich: Festianus, Märtyrer (1958). S. 451–491 in: Karl Karst (Hrsg.): Günter Eich. Die Hörspiele 2. in: Gesammelte Werke in vier Bänden. Revidierte Ausgabe. Band III. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, ohne ISBN

If you enjoyed this post, please consider to leave a comment or subscribe to the feed and get future articles delivered to your feed reader.

.
Komentáře

Zatím nemáte žádné komentáře.

Napište komentář k článku

(povinné)

(povinné)