Ich bin gar nicht gegen die Realität, im Gegenteil… 1/2 (Nejsem proti realitě, naopak…, 2007)
Hermann Bohlen. Rozhlasový večer k 100. výročí narození Güntera Eicha, vysílaný po čtyři hodiny simultánně všemi stanicemi ARD. Použitá hudba Johannes Aschenbrenner a Siegfried Franz. Technická realizace Sabine Kaufmann a Katja Zettler. Redakce Thomas Fritz, Henning Rademacher a Wolfgang Schaefer. Dramaturgie Hans Burkhardt Schlichting a Götz Schmedes. Asistentka režie Stephanie Birch. Režie Norbert Schärfer.
Hovoří Hermann Bohlen a Wolf-Dietrich Sprenger.
Natočeno 2007. Premiéra 1. 2. 2007 (SWR3, 3 hod. 51 min.) v rámci ARD-Radioabend – Günter Eich 100.
Obsah:
1. Teil – Laufzeit: um 116 Min. – Nachfolge (unter anderem):
- Prolog Vorschau auf den Abend
- Hörspiel-Ausschnitt „Der Tiger Jussuf“
- Wer war Günter Eich? Biographie 1: Weggefährten und Eich-Kenner
- Hörspiel-Ausschnitt „Geh nicht nach El Kuwehd“
- Der erste Traum, NDR 2007, Regie: Alexander Schuhmacher
- Zur Wirkung der Ursendung des Hörspiels „Träume“ 1951
- Zum Hörspiel „Die gekaufte Prüfung“
- Wer war Günter Eich? Biographie 2: Weggefährten und Eich-Kenner
- Zur frisch gegründete Gruppe 47
- Der zweite Traum, NDR 2007, Regie: Simona Ryser
- Hörspiel-Ausschnitt „Träume“, Ursendung des NWDR 1951
- Das Hörspiel „Träume“ als Geburtsstunde des Nachkriegshörspiels
- Hörspiel-Ausschnitt „Der Tiger Jussuf“
- Hörspiel-Ausschnitt „Die Gäste des Herrn Birowski“
- Hörspiel-Ausschnitt der späteren Inszenierung des Stücks mit dem Titel „Meine sieben jungen Freunde“
- Hörspiel-Ausschnitt „Man bittet zu läuten“
- Hörspiel-Ausschnitt „Die Stunde des Huflattichs“
- Der dritte Traum, NDR 2007, Regie: Beate Andres
- Günter Eich als Lyriker, Neuanfang nach 1945, Kahlschlag-Lyrik, Kriegsgefangenschaft
- Günter Eich über das Schreiben, Lesung aus „Der Schriftsteller vor der Realität“ (Veröffentlichung in Akzente 1956)
- Günter Eich als Lyriker, „Botschaften des Regens“, Gedichte der 30er Jahre
2. Teil – Laufzeit: um 114 Min., – Nachfolge (unter anderem):
- Der vierte Traum, NDR 2007, Regie: Sven Stricker
- Günter Eich und der Dichter-Kreis um die Zeitschrift „Kolonne“, 30er Jahre
- Günter Eichs naturmagische Lyrik
- Günter Eich als Sinologe
- Günter Eichs Radioarbeit im 3. Reich
- Günter Eichs Dankesrede zum Hörspielpreis der Kriegsblinden
- Der fünfte Traum, NDR 2007, Regie: Bernadette Sonnenbichler
- Günter Eichs erste Ehe
- Zur frisch gegründeten Gruppe 47 2: „Tränen in Marktbreit“
- Günter Eich als Hörspielautor nach 1945
- Briefkorrespondenzen: Absagen und Umwerbungen der ARD Hörspieldramaturgien
- Maulwürfe
- Epilog: Collage aus den Hörer-Anrufen bei der Ursendung des Hörspiels „Träume“ am 19. April 1951, Komposition: Hans Schüttler, NDR 2007
- Ausklang
- Günter Eichs Faszination für Automobile
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Eine Werkbesichtigung des Poeten und Hörspielklassikers
„Ich bin gar nicht gegen die Realität, im Gegenteil…“
War eine neuinszenierung von Günter Eich´s „Träume“ uraufgeführt!!!
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ARD-Programme erinnern an Günter Eich
Am 1.2. wäre Günter Eich 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass erinnern die ARD-Kulturwellen an das Werk und Wirken des Schriftstellers und Hörspielautors: SWR 2 beispielsweise sendet ab Januar eine Retrospektive mit elf Hörspielen Eichs, WDR 3 strahlt Gedichte und Hörspiele aus und stellt das Schaffen des Autors in verschiedenen Programmgenres vor. Höhepunkt ist ein großer ARD-Radioabend »Günter Eich 100« am 1.2., an dem sich alle Kulturwellen beteiligen: vier Stunden – von 20.05 bis 24.00 Uhr – von und über Günter Eich; im Zentrum steht die Neuinszenierung seine Hörspiels »Träume«.
Chronik der ARD, 1. 2. 2007
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Dramaturgie der Funkstille – Der Radioerzähler Günter Eich SWR2-Programmschwerpunkt zum 100. Geburtstag von Günter Eich ab 1. Januar 2007 / Elf Hörspiele und ein Günter-Eich-Radioabend
Baden-Baden (ots) – 1907 war das Jahr, in dem mit ersten Vorboten wie dem „Seefunk“ das Zeitalter des Rundfunks begann. Es war auch das Jahr, in dem der Hörspielpionier und Radioerzähler Günter Eich geboren wurde. Seit 1928 war Eich im Radio zu hören, mit Gedichten, Geschichten und eigenen Hörfolgen. In der Nachkriegszeit begründete er seinen epochalen Ruhm als literarischer Hörspielautor. Mit poetischen Radiostücken setzte er das „Eich-Maß“ für andere Autoren.
Seine Stücke zählen bis heute zu den Klassikern des deutschen Hörspiels. SWR2 feiert den 100. Geburtstag von Günter Eich mit einem Programmschwerpunkt vom 1. Januar bis 2. Februar. In diesem Schwerpunkt sind elf Hörspiele von Günter Eich zu hören, darunter auch eine Neuproduktion seines letzten Stücks „Zeit und Kartoffeln“.
An Eichs Geburtstag, dem 1. Februar, sendet SWR2 einen ARD-Radioabend über Günter Eich.
Den Auftakt der Günter-Eich-Retrospektive in SWR2 bildet am 1. Januar 2007 um 18.20 Uhr das Hörspiel „Das Jahr Lazertis“, eine Produktion aus dem Jahr 1954, als erstes von zehn Günter-Eich-Hörspielen, die SWR2 im Januar sendet. Alle wurden vom SDR oder SWF produziert, die meisten in den 50er Jahren. Eichs 100. Geburtstag am 1. Februar feiert SWR2 von 20.05 bis 24.00 Uhr mit dem ARD-Radioabend „Günter Eich 100 – Ich bin gar nicht gegen die Realität, im Gegenteil …“, einer Werkbesichtigung des Poeten und Hörspielklassikers. Der Abend ist eine Gemeinschaftssendung des ARD-Hörfunks. Zum Abschluss des Programmschwerpunkts sendet SWR2 am 2. Februar ab 22.03 Uhr eine Neuproduktion von Günter Eichs letztem Hörspiel „Zeit und Kartoffeln“, das Eich im Jahr vor seinem Tod für den damaligen SWF schrieb. Auch die Veranstaltung „SWR2 Hörbar“ am 19. Januar in Freiburg steht im Zeichen des 100. Geburtstags von Günter Eich. Aufgeführt werden „Zeit und Kartoffeln“ und „Träume“.
In seinen Hörspielen verstand Eich sich als ein „Erzähler auf dem orientalischen Markt“. Er war ein Fabulierer mit der lockenden Rätselhaftigkeit und Sprachintensität eines Lyrikers, der er zeitlebens blieb. An der Funkdramatik interessierte Eich besonders das Ausgesparte, das Schweigen. Auch wenn unsere Medienwelt heute fast panisch das Schweigen zu vermeiden sucht, haben Eichs Hörspiele ihre Wirkung behalten. Vielleicht wird in diesen Tagen klarer als damals, dass er das Schweigen, das Ausgesparte und Rätselhafte zur Steigerung der Spannung einsetzte, die das Publikum in Atem hielt.
SWR – Südwestrundfunk, Geschrieben am 27. 12. 2006.
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Die Liebe zur Bleistiftmine
Zum 100. Geburtstag des Schriftstellers Günter Eich am 1. Februar
Als „literarischen Kurzstreckenläufer“ hat sich Günter Eich selbst bezeichnet und Ende der 60er Jahre gegenüber Walter Jens den Wunsch geäußert einmal einen „Marathon“ schaffen zu wollen, „einmal tausend Seiten zu schreiben.“ Obwohl er nie den Absprung zur „großen“ literarischen Form – zum Roman oder zum Drama – schaffte, hat Günter Eich die deutsche Nachkriegsliteratur nachhaltig geprägt – durch seine Gedichte, die Kurzprosa und seine poetischen Hörspiele.
Er war ein lupenreiner Sprachkünstler, ein Virtuose des einfachen, aber geschliffenen Wortes – ein Poet, der sich dem Medium Sprache stärker verpflichtet fühlte als dem politischen Alltag. Da er dennoch kein „Dichter im Elfenbeinturm“ war, sondern in seinen Arbeiten existenzielle menschliche Bedürfnisse in den Mittelpunkt rückte, wurden viele seiner Texte in der Öffentlichkeit politisch vereinnahmt. In den 30er Jahren rühmte der „Völkische Beobachter“ sein Hörspiel „Fährten in der Prärie“, und rund dreißig Jahre später funktionierte die Studentenbewegung Textzeilen aus Eichs Lyrik zu griffigen Parolen um: „Seid unbequem, seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt.“
Dabei war Günter Eich, der am 1. Februar 1907 in Lebus an der Oder geboren wurde und später Jura und Sinologie in Leipzig, Berlin und Paris studierte, zeitlebens ein Mensch, für den die Autonomie der Dichtkunst das höchste Gut war und der die Tagespolitik nur spärlich kommentierte: „Ich bin Schriftsteller, das ist nicht nur ein Beruf, sondern die Entscheidung, die Welt als Sprache zu sehen. Als die eigentliche Sprache erscheint mir die, in der das Wort und das Ding zusammenfallen.“
Schon in den frühen 30er Jahren veröffentlichte er in Anthologien erste Gedichte, die unter dem starken Einfluss der Naturlyrik Oskar Loerkes und Wilhelm Lehmanns standen. Wenig später schrieb er die ersten Manuskripte für den Rundfunk. Auf diesem Gebiet avancierte er nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft zum Wegbereiter des „poetischen Hörspiels“, in dem er den offenen Handlungsschluss einführte. Die hochartifizielle Rundfunkpoesie (der Kritiker Joachim Kaiser sprach gar vom „Eich-Maß“ als Qualitätsmerkmal) und seine ersten Nachkriegsgedichte machten Eich, der zu den Gründungsmitgliedern der legendären „Gruppe 47″ gehörte, zu einem der Protagonisten der frühen deutschsprachigen Nachkriegsliteratur.
Um Verluste und harte Zäsuren, die aus dem Zweiten Weltkrieg resultieren, geht es in vielen von Eichs Texten. Das Wenige, was den Menschen zum Neubeginn geblieben ist, bringt er geradezu lakonisch in seinem Gedicht „Inventur“ auf den Punkt: „Dies ist mein Notizbuch, dies ist meine Zeltbahn, dies ist mein Handtuch, dies ist mein Zwirn.“
Obwohl Eich mit zahlreichen Preisen (Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, Hörspielpreis der Kriegsblinden, Georg-Büchner-Preis) ausgezeichnet und seine Arbeit von der Kritik hochgelobt wurde, fanden seine Bücher nur einen spärlichen Absatz. Mit den Rundfunkarbeiten hielt er sich und seine Familie (1953 hatte er seine Schriftstellerkollegin Ilse Aichinger geheiratet) finanziell über Wasser und flüchtete bisweilen in eine bitterböse Ironie: „In Saloniki weiß ich einen, der mich liest, und in Bad Nauheim, das sind schon zwei.“
Dieser melancholische, resignative Tenor führte in Eichs Spätwerk zu einer zunehmenden Verrätselung seiner Texte, zur sinnfreien Flucht ins Banale: „Entscheidungen aussprechen/ ist Sache der Nilpferde./ Ich ziehe vor,/Salatblätter auf ein/Sandwich zu legen und/unrecht zu behalten.“
Am wohlsten fühlte sich der große Individualist Günter Eich, der am 20. Dezember 1972 in Großgmain bei Bad Reichenhall gestorben ist, in seiner Gedankenwelt – auf der Suche nach den passenden Worten: „Die Bleistiftmine lieb ich am meisten: Tags schreibt sie mir Verse, die nachts ich erdacht.“
Peter Mohr
Zum 100. Geburtstag von Günter Eich
in: titel (kulturmagazin), porträt & interview, 1. 2. 2007
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