Die graue staubige Straße (Šedivá prašná cesta, 1997)
Ilona Jeismann. Zvuk Peter Avar. Další tvůrci a interpreti nezjištěni.
Nastudoval Sender Freies Berlin v roce 1997.
Pozn.: Ilona Jeismann 1998 získala v roce 1998 společně se zvukařem Peterem Avarem za inscenaci Cenu válečných slepců.
Lit.: Balzer, Jens: Die seriöse Form bevorzugt. In Berliner Zeitung, 8. 7. 1998 (polemika s udělením ceny). – Cit.: Stelle, im Übergang zum dritten Satz, gerät die Dramaturgie der Musik zum Thema des Monologs: Hier wird das als Tonfolge hörbare Monogramm des Komponisten D-Es-C-H nachbustabiert, wohl um den „persönlichen“ Charakter der Symphonie zu bezeugen. Jedoch bleibt der Reichtum der kommentierbaren musikalischen Mittel von den fortgesetzten Selbstzweifeln ihres Schöpfers überblendet. So steht der Text oft hinter den Möglichkeiten, die ihm die hybride Form böte.
Mit knapper Mehrheit hat die Jury des Kriegsblindenpreises „Die graue staubige Straße“ dennoch zum besten Hörspiel des Jahres gewählt. Dabei hat das gewichtige Thema des Stücks eine wesentliche Rolle gespielt. Die Milde gegen seine ästhetischen Mängel dürfte auch aus der Abneigung rühren, die mancher Juror gegen den einzig ernstzunehmenden Mitbewerber hegte: „Rocky Dutschke 68″, Christoph Schlingensiefs hysterische Tour de force durch die Riten der (west-) deutschen Gedächtnis- und Selbstbezichtigungskultur. Wie Schlingensief den Dudelsound der Privatsender zur „subversiven“ Reflexion auf politische Kultur und klassische Radiokunst wendet: daran schieden sich schon während der Berliner Hörspielwoche die Geister. Erwartungsgemäß stimmte die traditionell konservative Jury wennschon, dennschon für eine „seriöse“ Form des politisierenden Hörspiels.
Überraschender war der schneidende Ton, in dem die unterlegenen Juroren die Mehrheitsentscheidung kritisierten: Man habe allein die „politische Korrektheit“ von Jeismann und Avar gewürdigt, dabei jedoch übersehen, wie belanglos ihr bedächtiger Ernst in künstlerischer Hinsicht sei. Verglichen mit der Arbeit von Schlingensief, höhnte Jörg Drews in der „Süddeutschen Zeitung“, klinge „Die graue staubige Straße“ wie ein „Klangteppich“ aus dem „Classic Radio“. Richtig ist freilich das Gegenteil. Eine Zerschlagung der Musik in verwendbare „Stellen“, die typisch für die verfemte „Classic Radio“-Ästhetik wäre, ist Jeismann und Avar gerade nicht anzulasten. Die revuehafte Feier der Diskontinuität ist viel eher Schlingensiefs Sache. Gegen „Die graue staubige Straße“ ließe sich, wenn überhaupt, allenfalls die allzu konsequente Wahrung des Werkzusammenhangs anführen. Die naturbelassene Schostakowitsch-Symphonie prägt dem Stück eine streng in sich geschlossene Logik vor, die es von musikfreien „literarischen“ Hörspielen markant unterscheidet. Die Jury hatte recht, das Stück nicht darum blind zu disqualifizieren. So wenig die schockhafte Störung des Hörzusammenhangs eine originäre Erfindung Christoph Schlingensiefs ist, so wenig ist das „altmodische“ Faible für die Einheit des Werks ein Defekt, der dessen gelungene Aspekte automatisch entwertet.
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