Die Mädchen aus Viterbo (Děvčata z Viterba, 1952)
Günther Eich. Původní rozhlasová hra. Dramaturg Lothar Timm. Režie Karl Peter Biltz.
Osoby a obsazení: Oldenburg (Kurt Ebbinghaus), Gabriele (Dagmar Altrichter), paní Winterová (Cläre Ruegg), Bottari (Wolfgang Golisch), Angelika Bottariová (Otti Schütz), Geraldi (Jürgen Goslar), Emilio (Freddy Klaus), Antonia (Ingeborg Haarer), Luzia (Gudula Kownatzki), Lena (Gudrun Gewecke), Maria (Ruth Zimmermann), Bianca (Karin Mommsen), Margarita (Eva Martin), Clara (Urselmonika Werthner).
Nastudoval SWF/BR/RB v roce 1952. Premiéra 10. 3. 1953 (63 min.). Repríza 21. 1. 2007 (SWR 2, 18.20 h.). K poslechu zde.
Lit.: Eich, Günther: Das Mädchen aus Viterbo. Stuttgart: Reclam, 2006 (?) (text hry).
Pozn.: Günter Eichs „Die Mädchen aus Viterbo“ ist eines der unvergänglichen Hörspiele der fünfziger Jahre. Eine in einer Berliner Wohnung versteckte siebzehnjährige Jüdin und ihr Großvater phantasieren sich in die Illustriertenstory von einer in den römischen Katakomben verirrten Mädchenschulklasse hinein, um sich ihrer selbst, ihrer gefährdeten Situation und ihrer Existenz gegenüber Gott bewusst zu werden: Menschen, die gefangen sind. »Dass alles Geschriebene sich der Theologie nähert«, hatte Eich gefordert – dieser Text löst die Forderung ein. (anotace)
Alternativní název: Dívky z Viterba.
Lit.: anonym: Die Mädchen aus Viterbo. In web HörDat, b.d. (anotace). – Cit.: „Sehr stark beeindruckt“ sei er von Günter Eichs Hörspieltext, so schrieb der damalige Dramaturg des SWF an den Autor, als er das Manuskript „Die Mädchen aus Viterbo“ gelesen hatte. Er habe sich nur schwer vorstellen können, „dass Sie eine kontrapunktische Handlung zu dem Geschehen in den Katakomben finden werden.“ Kunst- und spannungsvoll ist Günter Eich die Verwebung zweier Handlungsstränge gelungen, von denen einer imaginiert wird. Ein Großvater hält sich mit seiner Enkelin seit Jahren im Berlin Hitlerdeutschlands versteckt. Sie müssen mit dem Schlimmsten rechnen, ihrer Entdeckung. Angeregt durch eine Zeitungsnotiz spielen die beiden im Kopf die Situation einer Schulgruppe durch, die sich in den römischen Katakomben verirrt hat und auf Entdeckung hofft. Was passiert innerhalb der Gruppe, die sich in Dunkelheit und Stille eingeschlossen findet und ausharren muss, ohne warme Kleidung, ohne Essen? Gibt es Hoffnung auf Rettung oder ist ihre Situation aussichtslos?
Günter Eich, 1. 2. 1907 Lebus a. d. O. – 20. 12. 1972 Salzburg.
Der Sohn eines Guts- und Ziegeleipächters zog mit seiner Familie 1918 aus dem Oderbruch nach Berlin. Nach dem Abitur studierte er von 1925 an in Berlin und Paris Sinologie und Volkswirtschaft. 1932 gab er das Studium auf und schrieb als freier Schriftsteller für den Rundfunk, darunter zahlreiche Hörspiele nach literarischen Vorlagen. Im Zweiten Weltkrieg war er Soldat (Funker bei der Luftabwehr), geriet bei Kriegsende in amerikanische Gefangenschaft und wohnte nach der baldigen Entlassung bis 1954 in Geisenhausen bei Landshut. Danach lebte er, seit 1953 in zweiter Ehe mit I. Aichinger verheiratet, zunächst in Lenggries (Oberbayern), dann in Groß-Gmain bei Salzburg. E. gehörte zu den Gründungsmitgliedern der »Gruppe 47« und erhielt als erster 1950 den Preis der Gruppe; 1959 wurde er mit dem Georg-Büchner-Preis geehrt. E. begann Ende der 20er-Jahre nach eigener Aussage als »verspäteter Expressionist und Naturlyriker«; auch seine frühen Hörspiele – bis 1939 entstanden etwa 25 – haben einen unpolitischen Charakter. Mit den in Gefangenschaft entstandenen Gedichten wie Lazarett, Latrine, Pfannkuchenrezept oder Inventur, die die so genannte ›Kahlschlag‹-Poesie begründeten, setzte eine neue Phase seines Schaffens ein. Allerdings enthält seine erste Gedichtsammlung der Nachkriegszeit (Abgelegene Gehöfte) noch zahlreiche Gedichte der traditionellen, ›naturmagischen‹ Art. Natur und Naturbilder bleiben auch später ein wesentliches Moment der Lyrik E.s, aber in einer anderen, kritischen Funktion, ohne Trost, abweisend. Mit dem Band Botschaften des Regens setzt eine Hinwendung zur zeitgeschichtlichen Realität ein. Dichtung müsse, so heißt es in der Rede zur Verleihung des Georg-Büchner-Preises, als Kritik, »als Gegnerschaft und Widerstand, als unbequeme Frage und Herausforderung der Macht« verstanden werden, und Macht ist für E. »eine Institution des Bösen«. Die späten Gedichtsammlungen ziehen mit ihrem zunehmenden Lakonismus die Konsequenzen aus E.s Position des grundsätzlichen »Nichtmehreinverstandenseins«, wobei die Verweigerungshaltung die Tendenz zum Verstummen in sich trägt. Während E. als Lyriker immer mehr den Weg der Reduktion ging und sich so gegen das Einverständnis zur Wehr setzte, schuf er sich mit der kleinen Prosaform der »Maulwürfe« ein Instrument der Kritik, um die gelenkte, harmonisierende Sprache der Macht zu unterminieren. Zunehmende Radikalisierung charakterisiert auch E.s Hörspielwerk. Mit Texten wie Träume, Blick auf Venedig, Die Mädchen aus Viterbo oder Festianus, Märtyrer wurde E. in den 50er-Jahren zum bedeutendsten Repräsentanten des literarischen Hörspiels. Es sind poetische Texte, die verunsichern, die hinter der empirischen Realität eine neue, ungeahnte Wirklichkeit andeuten und den Zuhörer zur Wachsamkeit und zum Misstrauen gegen die scheinbar sichere Gegenwart auffordern. Bereits in Träume bahnt sich die Verweigerungshaltung an, die seine späteren Gedichte, die Kurzprosa und die letzten Hörspiele kennzeichnet.
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