Woyzeck (Vojcek, 2019)

Georg Büchner. Rozhlasová úprava Stefan Weber. Zvukový design a režie Stefan Weber.

Účinkují Katrin Thurm, Markus Meyer, Matthias Mamedof, Wolfgang Hübsch a Matthias Franz Stein.

Nastudoval ORF a Stefan Weber v roce 2019. Premiéra 17. 12. 2019 (ORF) v cyklu Tonspuren. Repríza 21. 12. 2019 (Ö 1, 14:00 h.) v cyklu Ö1 Hörspiel.

Pozn.: 1. cena na Prix Marulić 2020 a 2021.

Lit.: anonym: „Woyzeck“ nach Georg Büchner. In web ORF, 23. 1. 2020 (článek). – Cit.: (…) „Woyzeck ist der Mensch, auf dem alle rumtrampeln“, sagte der Schriftsteller Alfred Kerr über Georg Büchners Vorwegnahme des modernen Antihelden. Woyzeck sei „ein Behandelter, nicht ein Handelnder“. Vom Doktor als Casus missbraucht, vom Hauptmann und vom Tambourmajor mit weiteren Formen der Ignoranz bedrängt, bleibt dem Soldaten Woyzeck nur seine Marie, gleichsam als Hafen.

Nachdem sie, die Mutter seines unehelichen Sohnes, ihn mit dem Tambourmajor betrogen hat, öffnet sich dem Gehörnten endlich der Horizont: Er entkommt den Demütigungen, den Qualen und Verwundungen, die ihm die Gesellschaft beigefügt hat, mittels Mord an der Geliebten.

„Vom Fieber zersprengt bis in die Orthografie“ Heiner Müller

In mehr als vierhundert Theaterinszenierungen ging Büchners Drama bisher über die Bühne. Es diente als Vorlage für Oper und Ballett, für Filme von namhaften Regisseuren und für zwei Hörspiele, zuletzt Leonhard Koppelmanns Bearbeitung im Jahr 2006. Der Regisseur und Klangkünstler Stefan Weber hat den Stoff erneut für das Hörspiel bearbeitet.

Georg Büchner schrieb den „Woyzeck“ in seinen letzten Lebensmonaten, er starb 23-jährig im Jahr 1837. Das Stück blieb ein Fragment. Büchner nimmt in Form und Sprache den Existenzialismus vorweg, der hundert Jahre später den Menschen literarisch auf sich selbst zurückwirft. Der realen Figur, dem Johann Christian Woyzeck, hat sich Stefan Weber in einem Feature für unsere Sendereihe „Tonspuren“ am vergangenen Dienstag gewidmet – nachzuhören unter oe1.orf.at, „7 Tage Ö1″.

Sprach- und Klangscherben

Georg Büchner verwandelt die Geschichte jenes Mörders in eine bis ins Innerste und Äußerste literarische Figur, „vom Fieber zersprengt bis in die Orthografie“, wie Heiner Müller es formuliert hat. Dem Geworfenen, dem von der Gesellschaft, ihrer Ordnung und Unordnung im Kleinen und im Großen Geschundenen, stellt sich die Welt, selbst seine geliebte Marie, als „umgestürzter Hafen“ dar, wie es in dem Text heißt. Perdu ist alles Seelentauchen, wie es die Literatinnen und Literaten aller Epochen so gerne unternahmen. Das psychologisierende Moment bleibt ausgespart.

Wenn hier etwas taucht, dann nicht die Dichtung in der Menschenseele, sondern allenfalls die Seele in der Dichtung. Das Bild des „umgestürzten Hafens“ bietet sich als Chiffre an, die nicht bloß von Schuldumkehr erzählt, sondern alle Fragen von Moral verwirft. Was bleibt, ist eine bereits von Büchner ausgemusterte, eine leere Welt, deren Restlichter hier über Sprach- und Klangscherben aneinander vorbeigeworfen werden.

Lit.: anonym: Ein fragmentiertes Leben. In web Ö1, 21. 12. 2019 (článek). – Cit.: (…) Er wird gemobbt, als Proband zu medizinischen Forschungszwecken missbraucht, tätlich angegriffen. In einer Welt voller Denunzianten, Machtgieriger und Moralisten wird Woyzecks ohnehin schon elendes Leben zerstört. Er hört Stimmen, erleidet paranoide Attacken. Als er vom Seitensprung seiner Geliebten erfährt, ersticht er sie am Ende und beschließt damit auch sein eigenes Leben. Das Werk um den historischen Fall des Perückenmachers Johann Christian Woyzeck ist Fragment geblieben. Georg Büchner stirbt 1837 an Typhus.

Der erfahrene Theater- und Hörspielregisseur sowie Sounddesigner Stefan Weber hebt Büchners Woyzeck aus der Schlucht des oftmals erbauten Welttheaters in die klare Welt der Augenblicke, geworfen wie der Dichter selbst: auf eine Welt als „umgestürzter Hafen“. Erneut richtet Weber das Mikrofon als Mikroskop auf seine Protagonistinnen und Protagonisten: Wörter sind Spiegelsplitter, ihr Klang wird zur entrückten Musik aus Büchners Poesie.

 

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